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MUTHEA Nachrichten

Bericht vom 17. MUTHEA-Jahrestreffen in Brandenburg an der Havel

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von Renate Winkler
erschienen am 24. Mai 2015

podiumsdiskussion2015Impressionen zum Jahrestreffen

Vom 08. bis 10. Mai 2015 trafen sich Vertreter aus 12 Bundesländern zur Jahrestagung von MUTHEA, der Bundesvereinigung Deutscher Musik- und Theater-Fördergesellschaften. Dank des Engagements der einzelnen Fördergesellschaften ist die Reise der Mitglieder zur Jahrestagung weit mehr als die Pflichterfüllung bei der Jahrestagung vertreten zu sein. Es ist eine sehr individuell ausgerichtete Kulturreise mit einem exzellenten Programm, das Besonderheiten der Region erleben lässt.

   
Die Gesellschaft der Freunde des Brandenburger Theaters e. V. ist ein sehr kleiner Verein, der Großes geleistet hat. Wir alle spürten dies von der ersten Minute und verabschiedeten uns am Sonntag mit ein wenig Wehmut und dem Gefühl, längst nicht alles gesehen zu haben. Äußerst angenehme und informative Tage lagen hinter uns. Die Vorsitzende Anna Büge und ihre Mitstreiter, insbesondere Michael Werner, Schatzmeister in Brandenburg und bei MUTHEA, scheuten keine Mühe und ließen uns Brandenburg zu Fuß, auf dem Wasser und im Theater erleben.

 

8. Mai 2015
Die Begrüßung durch die Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann und durch Frau Anna Büge bildete den Auftakt der Jahrestagung. Schon im Festsaal des Rathauses kam es zu vielen interessanten Gesprächen zwischen den Tagungsteilnehmern und den Brandenburger Theaterfreunden. Es war an alles gedacht: Getränke und kleiner Imbiss, serviert von den jungen Mitarbeitern der Brandenburger Bank wurden von allen weither angereisten Teilnehmern gern angenommen.

Beim anschließenden Spaziergang zum Paulikloster erlebten wir so manche enge Straße und überquerten über Brücken immer wieder die Havel, die breit gefächert durch die Stadt fließt. Das im 2. Weltkrieg zerstörte ehemalige Dominikanerkloster und die Kirche St. Pauli wurden saniert und strahlen seit 2007 in neuem Glanz. Sie beherbergen das Archäologische Landesmuseum und bieten öffentliche Räume für Veranstaltungen an. So kann man beispielsweise in der ehemaligen Klosterkirche umrahmt von gotischem Mauerwerk von 17 m Höhe in einem 800 m2 großen Raum feiern.


Wir nahmen im Kreuzgang Platz und tauchten ein in die Landschaft der Region durch eine Lesung: Harald Arnold liest Theodor Fontane „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“.
Mit Herrn Arnold lernten wir ein ehemaliges Mitglied des Brandenburger Theaterensembles kennen. Jetzt war es auch allen Gästen klar, dass Brandenburg trotz des neu erbauten Theater-Hauses kein Theaterensemble mehr besitzt. Es ist zum Bespiel-Theater innerhalb eines mehr oder weniger funktionierenden Theaterverbundes abgewickelt worden. Unverständnis, Empörung und Wut stiegen in uns auf, aber gleichzeitg Hochachtung darüber, wie die Vorsitzende Anna Büge diese Situation meisterte und immer wieder darum bat, optimistisch nach Vorn zu schauen.

 

9. Mai 2015

Die Jahresversammlung von MUTHEA fand von 9:30-12:30 Uhr im Fontanesaal des Theaters statt. Nach Tagesordnung wurden die einzelnen Vereinsregularien abgearbeitet. Dabei stellte sich heraus, dass es unter den Mitgliedern einen großen Gesprächsbedarf gibt. Eigene gut gelungene Projekte werden vorgestellt, aber auch viele Fragen nach Erfahrungen anderer gibt es. Das Problem, das immer noch viele Fördergesellschaften bewegt, lohnt sich eine Mitgliedschaft, wurde von den Anwesenden vorgebracht und diskutiert. Der angeregte Austausch von Informationen und Resultaten ließ auch diesmal wieder jeden Teilnehmer reicher zurückkehren. Nicht jeder Fehler muss von anderen auch vollzogen werden, neue erprobte Ideen bekommt man bei MUTHEA kostenlos. Ein Blick über den Tellerrand hinaus hilft immer, die eigene Arbeit besser einzuschätzen. 

                          
Über den Verlauf der Mitgliederversammlung gibt es ein gesondertes Protokoll.
Im nächsten Jahr bietet MUTHEA das große Forum des Erfahrungsaustausches in Augsburg an. Von den Teilnehmern wurde durch Abstimmung Herrn Rolf D. Neuburger der Auftrag erteilt, mit dem Verein der Freunde des Theaters Augsburg e. V. das nächste Jahrestreffen auszurichten. Es findet vom 6. bis 8. Mai 2016 in Augsburg statt. Herr Neuburger stimmte uns gedanklich auf neue Höhepunkte ein und seine Begeisterung sprach für Augsburg.


Die Brandenburger Theaterfreunde luden zu einem Mittagsbüfett vor ihrem schönen Theater ein. So konnten wir die Podiumsdiskussion frisch gestärkt erleben. Auf dem Podium saßen Vertreter aus Politik, Theater und zwei Vertreter aus Theaterverbänden. Die Frage Fluch oder Segen von Theaterverbünden sollte jeder für sich erwägen. Mancher von uns wurde nachdenklich, was Sparzwänge der Theaterkultur noch antun werden. Die Presse war anwesend und wir werden den  Artikel veröffentlichen.


Eine Schiffsfahrt auf der Havel ließ uns Zeit, die Schönheiten der Stadt und der Landschaft zu genießen und gab Raum für Gespräche, emotionale, nachdenkliche und trotz alledem optimistische. Bei einem Brandenburger Abendbrotteller auf dem Schiff stärkten wir uns für den Besuch des Jugendtheaters.


Auch hier erlebten wir wieder eine gute optimistische und eine traurige Geschichte. Die sehr erfolgreiche Regisseurin von „Frühlings Erwachen“ nach Wedekind Frau Christiane Ziehl hat mit den jungen Leuten (Gymnasiasten, Studenten) Hervorragendes geleistet. Wir waren alle beeindruckt vom Erlebten und vor allem davon, wie sie die jungen Menschen für die Arbeit aufschließen und zu bemerkenswerten emotionalen Darstellungen motivieren konnte. Das Stück wurde in Salzburg mit dem Award PAPAGENO für herausragendes Jugendtheater ausgezeichnet. Und die anderen Seite: Frau Christiane Ziehl ist die Einzige, die am Brandenburger Haus Theater produziert, sie ist die letzte Schauspielerin eines ehemaligen Ensembles. Das zeigt uns, wie weit das Sparen gehen kann.

 

10. Mai 2015
Der Sonntag blieb dem Kennenlernen von Brandenburg vorbehalten. Das kalte Wetter hatte uns voll im Griff, aber die warmherzigen, begeisternden Worte der Stadtführerin Frau Gobi über Brandenburg lösten Entdeckerfreude in uns aus.
Frau Anna Büge und Herr Michael Werner, der uns sogar an seinem Geburtstag mit seiner Familie begleitete, haben es verstanden, uns unvergessliche Tage zu gestalten. Dafür bedanken wir uns sehr herzlich. Mir haben die Tage Ermunterung für die eigene Arbeit und viel Nachdenkenswertes gebracht. Wir alle fühlten uns als willkommene Gäste, die hervorragend betreut wurden.

 

So viele engagierte Theaterfreunde aus der gesamten Bundesrepublik haben in Brandenburg gezeigt, dass Theater lebt und auch durch Sparzwänge nicht tot zu kriegen ist. Das sollte eine Botschaft von dieser Tagung sein!

 


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