MUTHEA e.V.

Bundesvereinigung deutscher

Musik- und Theater-Fördergesellschaften e.V. 

Rosenkavalier und der Eiserne Vorhang

Information
von Ingeborg Toth
erschienen am 04. Juni 2023

Marktplatz HalleDie Theaterfreunde Wiesbaden sind mit 47 Personen nach Halle gereist, um die Premiere des „Rosenkavaliers“ mit zu erleben. Welche Rolle dabei der Eisener Vorhang der Oper Halle spielte, lesen Sie im lesenswerten Beitrag von Ingeborg Toth.

Marktplatz HalleDer Eiserne Vorhang der Oper Halle ist tief- schwarz, so schwarz wie eine gusseiserne Brat- pfanne. Kaum zu zählen, wie oft er schon hoch- gezogen wurde. Pech, dass das ausgerechnet an jenem Abend nicht ging, als 47 Besucher aus Wiesbaden die Premiere des neuinszenierten „Rosenkavaliers“ im vollbesetzen Opernhaus erleben wollten. Intendant Walter Sutcliffe, der den Rosenkavalier in Szene gesetzt hat, suchte mit dem Charme eines schlaksigen großen Jungen mit englischem Akzent zu retten, was zu retten war. Er trat durch das kleine Türchen im Eisernen und verkündete das Malheur: Man werde sich mit einer konzertanten Aufführung be- gnügen müssen. „Schönen Abend“. Die meisten Zuschauer schrauben die Erwartungen herunter und blieben sitzen.

Aber dann kam noch alles anders. Nach dem ersten Aufzug gab der Eiserne seinen Streik auf. Es tat sich eine überwältigend bunte und strah- lende Welt auf: In einem marmorierten Spiegel- saal, in dem sich die handelnden Figuren häufig als Videoprojekte gespiegelt sahen, wurde die Komödie für Musik von Richard Strauss mit dem Libretto von keinem Geringeren als Hugo von Hofmannsthal von einem in jeder Partie vorzüglichen Ensemble präsentiert. Von großartigen Sängerinnen und Sänger, darunter der südkoreanische Bassist Ki-Hyun Park. Ein Spektakel für alle Sinne, dreieinhalb Stunden lang. Es entschädigte für den kargen, improvisierten An- fang. Diese Premiere vergessen die „Wiesbadener Theaterfreunde“ sicherlich nicht.

Für den Vorsitzenden Helmut Nehrbass und seine Stellvertreterin Katharina Queck wurde der Besuch in Halle zu einem freudigen Wiedersehen mit Frank Bettinger, von 2014 bis 2021 Künstlerischer Betriebsdirektor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden. Die Theaterfreunde aus der hessischen Landeshauptstadt haben ihn auch als Schauspieler und Musicalsänger in Erinnerung. So trat er als Pilatus in der Rockoper „Jesus Christ Superstar“ auf. Im Mai 2021 wurde Bettinger Künstlerischer Betriebsdirektor der Bühnen Halle. Er führte die Wiesbadener Besucher über Sprechtheaterbühnen – alle auf der „Kulturinsel Halle“ gelegen. So nennen die Hallenser den verschachtelten Gebäudekomplex, der auch ein Puppentheater beherbergt. Der frühere Intendant Peter Sodann hat diese „Insel“ im Stadtgebiet geschaffen. Jener Sodann, der im „Tatort“ als Hauptkommissar Bruno Ehrlicher auftrat.

Die Wiesbadener Theaterfreunde lernten die Theaterkantine kennen, nahmen an der Premierenfeier teil und besichtigten auch noch die Stadt. Sie erfuhren von Hallensern, Halloren und Hallunken – wie sich die Einwohner mit ironi- schem Unterton nennen. Zwischen Gebäuden aus der Renaissance, der Barock- und Gründer- zeit spazierten die Besucher aus Wiesbaden zum Geburtshaus von Geburtshaus Georg-Friedrich Händels und fanden auch noch Zeit, das Kunst- museum Moritzburg zu besuchen. Dort findet gerade eine Ausstellung mit keramischen Arbei- ten und Grafiken Pablo Picassos statt, dessen Tod sich in diesem Jahr zum 50. Mal jährt.

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