Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern
Am 10. August lud die Ostsee-Zeitung im Vorfeld der Landtagswahl die Spitzenkandidaten der demokratischen Parteien ein. Im Vorfeld waren Fragen der Wähler bei der OZ eingegangen. Nur wenige ausgewählte Fragen wurden im Verlaufe des zweistündigen Abends den Kandidaten gestellt. Die Dramaturgie der Veranstaltung bot den Politikern viel Zeit und Raum für ihre Statements. So wichtig und richtig diese Veranstaltung war: Der Wähler war doch wieder vor allem der Zuhörer. Nur wenige Fragen und Zwischenrufe erreichten akustisch das Podium. So war es uns als Verein nicht möglich, Kritik an der Kulturpolitik und an der Theaterreform zu üben. Grundlage der geplanten kurzen Anmerkung war das im Vorstand entstandene längere Statement, das wir hiermit veröffentlichen. Auch in den nach dieser Veranstaltung in der OZ veröffentlichten Profilen und Zielen einzelner Parteien und Kandidaten fehlen Aussagen zur Kulturpolitik zur Gänze! Die kulturpolitische Kompetenz tritt nicht in Erscheinung!
Die Legislaturperiode nähert sich dem Ende. Angetreten war die jetzige Landesregierung mit dem Vorhaben, die Theaterlandschaft zu reformieren. Dies sei unbedingt notwendig, so hieß es wiederholt, um die Theater zukunftssicher zu machen. Was diese Zukunftssicherheit bedeuten sollte, blieb unklar. Diese fragwürdige Prämisse sowie die dafür gewählte Methode, die Theaterreform, haben im Rückblick auf die letzten fünf Jahre den Theatern geschadet, auch unserem Volkstheater Rostock. Der politische und finanzielle Druck auf die Theater stieg, die Häuser gerieten in eine politisch verursachte Krise. Das Publikum blieb trotz aller Proteste außen vor.
Wären die Theater des Landes nur ein gesellschaftliches Randphänomen, könnte die Theaterreform als wenig geglücktes Projekt beiseite gestellt werden. So aber ist es nicht. Theater sind in unseren Zeiten der kulturellen Verunsicherung und der vielgestaltigen Desorientierung und Überforderung äußerst wichtige Agenturen kultureller Botschaften. In den Theatern arbeiten hochqualifizierte Leute, deren Produktionen sich immer einem humanistischen Welt- und Menschenbild verpflichtet fühlen! Unsere Theater sind intelligente Orte geistvoller Energie und Orte generationenübergreifenden Geselligkeit. Sie sind Identitätsstifter!
Die Theaterpolitik der noch amtierenden Landesregierung, so registriert das unser Verein, hat bei vielen Wählern der sogenannten bürgerlichen Mitte zu einem grundsätzlichen Misstrauen in die Politik der SPD-geführten Landesregierung geführt. Die Theaterreform grenzt an eine Bankrotterklärung der bürgerlichen Parteien in Sachen Kultur und Bildung.
Der Theaterförderverein erwartet daher von der nächsten Landesregierung, diese kulturfeindliche Theaterreform aufzugeben. Es ist ein großer Irrtum, Theater nur als Kostenfaktor zu begreifen und Kultur nur zu dulden, wenn sie Massen anspricht und möglichst kostenneutral agiert. Theater als große Kunstzentren muss man sich leisten; Kunst muss man manchmal auch aushalten, das ist ein Wesensmerkmal freiheitlicher Gesellschaftsordnungen!
An Sie, Herrn Ministerpräsidenten, daher unsere direkte Ansprache: Bitte nennen Sie uns positive Ergebnisse der Landestheaterpolitik für Rostock! An alle Spitzenkandidaten richten wir die Frage: Werden Sie nach der Wahl diese Theaterreform weiter führen?
Vorstand der „Freunde und Förderer Volkstheater Rostock e.V."