Die SH-Landestheater- u. Sinfonieorchester GmbH ist in seiner Existenz stark gefährdet.
Bedingt durch die Schließung des Schleswiger Theaters wegen akuter Einsturzgefahr im Juni 2011 befindet sich das SH-Landestheater mit seinen Theatern in Rendsburg, Flensburg und Schleswig in einer Existenzkrise.
Nach der ersten Spielzeit (2010/11) unter Generalintendant Peter Grisebach und seinem neuen Leitungsteam konnte das Landestheater - entgegen allen Erwartungen - mit einem positiven wirtschaftlichen Ergebnis aufwarten. Allein in Schleswig besuchten fast 40.000 Zuschauer in dieser Spielzeit mehr als 100 Aufführungen von Oper, Operette, Musical, Schauspiel, Ballett, Kinder- und Jugendtheater, Puppentheater und Sinfoniekonzerte im Stadttheater.
Mitte Juni 2011 kurz vor den Theaterferien, wurde der große Zuschauerraum des Schleswiger Theaters mit seinen knapp 500 Plätzen, vom städtischen Bauamt „von heute auf morgen“ gesperrt, da eine akute Einsturzgefahr des Daches festgestellt wurde.
Anfang Juli im gleichen Jahr lagen die Ergebnisse einer genaueren statischen Untersuchung vor: 1. Eine provisorische Sicherung des Daches, um den Spielbetrieb der kommenden Spielzeit zu gewährleisten, ist nicht möglich.
2. Eine Nutzung des Zuschauerraumes ist zumindest für die Spielzeit 2011/12 ausgeschlossen.
3. Es sollen Erkenntnisse über Gesamtsanierungsmaßnahmen und Kosten sowie über zeitliche Abläufe erstellt werden.
Da die Stadt Schleswig keine alternativen Räumlichkeiten für das Spielplanangebot im Großen Haus besitzt, musste kurzfristig ein „Notfallplan“ für die Spielzeit 2011/12 entwickelt werden. Das gesamte Schleswiger Spielplanangebot (Oper, Operette, Musical, Schauspiel, Tanztheater) wurde auf die Standorte Rendsburg und Flensburg verteilt. Für die Theaterbesucher wurde ein kostenloser Bustransfer zu den jeweiligen Aufführungen angeboten.
Die dänische A.P. Møller Skolen gewährt dem Schleswig-Holsteinischen Sinfonieorchester „Asyl“, solange das einsturzgefährdete Stadttheater gesperrt ist. Alle künftigen Konzerte finden im jeweils zum „Konzertsaal“ ausgebauten Foyer der Schule statt.
Im September 2011 lag die gutachterliche Untersuchung vor. Die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen am Schleswiger Theater wurden auf ca. neun Millionen Euro beziffert, um den spielbereiten Zustand wieder herzustellen und zu konservieren (die "Restaurierungszeit" wird auf ca. drei Jahre angesetzt). Eine Garantie, dass bei den fälligen Arbeiten durch bisher verdeckte Schäden nicht noch mehr Geld und aufwendigere Zeiträume in Anspruch genommen werden müssen, kann niemand geben. Die Kosten für einen Neubau an gleicher Stelle werden mit 15 bis 18 Millionen Euro beziffert, bei ähnlich langer Bauzeit von drei bis vier Jahren.
Die Stadt Schleswig ist jedoch per Gesellschaftervertrag verpflichtet, eine Spielstätte zur Verfügung zu stellen. Um dieser Verpflichtung nachzukommen hat sie sich durch einen einmaligen Investitionskostenzuschuss in Höhe von 600.000,00 € an der Instandsetzung des großen Saales im Gebäude Slesvighus durch den Sydslesvigsk Forening (SSF) beteiligt. Damit hat die Sparte Schauspiel der Landestheater GmbH am innerstädtischen Theaterstandort (200 m vom heute abgerissenen Theater entfernt) für einen befristeten Zeitraum eine "neue Heimat".
Seit der Spielzeit 2012/2013 wird die Interimsspielstätte mit einer Platzkapazität von 302 Plätzen genutzt. Aufgrund der Bühnengröße und des fehlenden Orchestergrabens können nur Schauspielproduktionen gezeigt werden. Die Ersatzspielstätte bietet somit dem Publikum in Schleswig und Umgebung zumindest diese Aufführungen an. Damit wurde den zahlreichen Abonnementskündigungen nach der Schließung entgegengewirkt.
Um für die Schleswiger Abonnenten Musiktheater- u. Tanztheatervorstellungen anbieten zu können, werden diese in den Stammhäusern Flensburg und Rendsburg gespielt und mit einem Bustransfer versehen.
Diese Maßnahmen führten aber nach wie vor nicht zu einer Stabilisierung der Schleswiger Besucherzahlen. So mussten dennoch Abonnementskündigungen und rückläufige Besucherzahlen verzeichnet werden.
Der Theaterneubau in Schleswig ist weiterhin finanzierungsbedingt offen. Der Theaterstandort ist aber von existenzieller Bedeutung für den langfristigen Fortbestand der GmbH in seiner jetzigen Struktur und der finanziellen Leistungsfähigkeit in den kommenden Jahren.
Die Gesellschafterversammlung hat deshalb im Juni 2014 die Fa. actori mit der Frage beauftragt, wie und mit welcher Struktur die GmbH unter den gegebenen finanziellen Rahmenbedingungen in der Zukunft wirtschaftlich und inhaltlich erhalten bleiben kann.
Am 8. Mai 2015 wird die Beratungsfirma ihre Ergebnisse und mögliche Szenarien vorstellen. Der endgültige Beschluss durch die Gesellschafterversammlung fällt einen Monat später. Bis dahin muss die Entscheidung der Stadt Schleswig für einen Theaterneubau erfolgt sein.
Es ist zu hoffen, dass die Gesellschafter mit dem Land Schleswig-Holstein aus den Empfehlungen der Beraterfirma gemeinsam einen Weg für den Erhalt des SH-Landestheaters finden.
Max Stark
Quelle: SH-Landestheater- u. Sinfonieorchester GmbH