Ergebnisse eines Gespräches der Theater – und Orchesterfördervereine in Mecklenburg – Vorpommern beim Kultus-Staatssekretär am 7.10 2014 in Schwerin im Kultusministerium
Das Gespräch fand auf Einladung von Staatssekretär Sebastian Schröder statt. Vorstandsmitglieder der Theater- und Orchesterfördervereine aus Güstrow, Neubrandenburg, Neustrelitz, Parchim, Rostock und Schwerin kamen zu diesem Gedankenaustausch in die Landeshauptstadt.
Zunächst dankte Frau Jonas aus Rostock dem Staatsekretär für die Möglichkeit zum Gespräch und sprach die Erwartung aus, dass Herr Schröder an die Fördervereine Fragen habe.
Diese Anregung griff Herr Schröder aber nicht auf, sondern bat die Anwesenden, ihre jeweilige Sicht zum Stand der Umsetzung der Theaterreform darzulegen. So hatten alle Vereine die Möglichkeit, diese aus Ihrer örtlichen Perspektive darzustellen. Es wurde sichtbar, dass es derzeit sehr unterschiedliche Situationen gibt.
Besonders weit ist Schwerin in der Umsetzung der Reformvorhaben vorangekommen, wenn auch mit schmerzlichen Einschnitten. Diese Einschätzung wurde vom Staatssekretär geteilt. Er sieht, wie auch der Förderverein, das Schweriner Theater auf gutem Wege in die Zukunft.
Für die Weiterentwicklung in Parchim hinsichtlich eines Theaterneubaus (mit Unterstützung des Landes) sieht der Staatssekretär die Kooperation mit Schwerin für unablässig an, was auch vom Parchimer Förderverein so gesehen wurde. Wie in Rostock werde es auch für Parchim eine Landesbeteiligung am Neubau erst geben, wenn die Strukturen geklärt sind. Nicht zufrieden stellend sei bislang die künstlerische Kooperation zwischen Schwerin und Parchim. Das Land prüfe z. Zt. rechtlich und finanziell seine Beteiligung an einer Theater - GmbH gemeinsam mit der Stadt Schwerin und dem Landkreis Ludwigslust - Parchim. Damit würde dann das Schweriner Haus zum Staatstheater Mecklenburg werden.
Ebenso erklärte er auf Nachfrage, dass die Landespolitik noch Gespräche mit dem Landkreis Nordwestmecklenburg führen muss, damit dieser wie auch der Landkreis Ludwigslust - Parchim Anteilseigner der GmbH wird. Dann wären auch Kooperationen mit dem Theater in Wismar denkbar, was ja einen Neubau erhält. Das Land ist festen Willens, 2016 den Einstieg zu realisieren; die notwendigen vorbereitenden Arbeiten sind angelaufen.
Für den Güstrower Förderverein erklärte Frau Beyer, dass sie mit dem Kooperationspartner zufrieden ist. Sie nahm insbesondere Bezug auf die seit vielen Jahren regelmäßigen Konzerte der Neubrandenburger Philharmonie, deren Fortsetzung in der Stadt erwartet werde. Sie wünscht sich einen Fördertopf des Landes, aus dem alle Theater sich Veranstaltungen anderer Bühnen, auch freier Bühnen, zur Ergänzung ihres Programms "einkaufen" können. Weiterhin hält sie eine Förderung von Klassenfahrten zu Theaterbesuchen für notwendig um Kinder, die nicht an Theaterstandorten unterrichtet werden, nicht zu benachteiligen.
Dem stimmte der Vereinsvorsitzende aus Schwerin zu und informierte über das Schülerprojekt des Fördervereines am Schweriner Theater.
Die Rostocker Vertreter schätzen ein, dass es mit dem neuen Intendanten einen Neuanfang und Aufbruch in die Zukunft geben kann. Alles hängt aber von einem Theaterneubau bis 2018 ab und von Entscheidungen der Rostocker Bürgerschaft zum Umfang des Theaterangebotes in der Hansestadt (Spartenanzahl usw.).
In diesem Zusammenhang wurde von Prof. Plath auf das am gleichen Tage erschienene Interview des Kultusministers zur Situation in Rostock hingewiesen, welches sich aus seiner Sicht mit der Rostocker Situation in weiten Teilen deckt. Der Staatssekretär Schröder machte deutlich, dass man seit vielen Jahren die Situation in Rostock mit Sorge betrachte und die Landesregierung abwarten müsse, in welche Richtung (auch hinsichtlich der Besucherzahlen) sich das Theater entwickelt.
Seitens der Vereinsvorsitzenden von Rostock wurde die Erwartung ausgesprochen, dass sich die Landespolitik mehr der Qualitätsentwicklung in den Theatern und den dort tätigen Künstlern zuwendet, als nur fiskalische Parameter zu betrachten. Es müsse mehr „Herz und Empathie“ in die Reform einfließen.
Auch auf die Bedeutung von Theatern für die Bildung junger Menschen und damit künftiger Theaterbesucher wurde besonders von der Rostocker Delegation hingewiesen. Dass Bildung und Kultur zusammen für die jeweiligen Regionen des Landes Bedeutung auch als Standortfaktoren für Unternehmen haben, wurde von Herrn Dr. Jungrichter mit Hinweis auf die Schweriner IHK-Initiative 2012 und von Herrn Dr. Tiemann mit Bezug auf Neubrandenburg hervorgehoben.
Die Vertreter aus Neubrandenburg und Neustrelitz machten deutlich, dass sie schmerzhafte Veränderungsprozesse für ihre Einrichtungen vor sich sehen, diese aber aktiv begleiten wollen.
Herr Dr. Tiemann äußerte dabei die Erwartung, dass die notwendigen Abstimmungen zwischen den Trägerkommunen im östlichen Landesteil und dem Land zeitnah, d.h. spätestens im Frühjahr 2015 abgeschlossen sein müssten, wenn für die Philharmonie in dem neuen Rahmen eines Staatstheaters im östlichen Mecklenburg-Vorpommern, dann mit mehrheitlicher Landesbeteiligung, eine stabilere wirtschaftliche Basis und damit auch wieder Raum für personelle und künstlerische Weiterentwicklung geschaffen werden solle.
Im Neustrelitzer Förderverein gibt nach Angaben von Herrn Poland sowohl Stimmen, die die vorgeschlagenen Reformpläne unterstützen als auch solche, die sie ablehnen und Alternativen innerhalb der bisherigen regionalen Struktur für möglich halten. Die Schwierigkeit besteht in diesem Raum darin, dass durch die Kreisgebietsreform und die Neuwahlen in den politischen Gremien derzeit nicht klar zu erkennen ist, wer für die Vereine die Ansprechpartner und Verbündeten sind. Als richtige Entscheidung hat sich nach Auffassung von Herrn Poland die Berufung von J. Kümmritz als Intendant erwiesen.
Der Staatssekretär verwies in seiner Zusammenfassung darauf, dass es je nach Reformfortschritt und vorhandener regionaler Besonderheiten unterschiedliche Situationen im Lande gibt. Er zeigte auf, dass die Metrum–Vorschläge daraufhin angepasst werden können und müssen und belegte das mit einem Beispiel aus Schwerin. Das liege aber in Abstimmung mit dem Land in der Verantwortung der Theaterleitungen und der kommunalen Träger. Keinesfalls will es sich in künstlerische Belange einmischen. Auch der Abschluss von Haustarifen gehöre zu den möglichen wirtschaftlichen Gestaltungsoptionen, wenngleich - wie er auf Nachfrage bestätigte – im östlichen Landesteil eine Rückkehr zum Flächentarif Teil der Zielbestimmung sei; dies werde aber durch entsprechend weitergehende Einsparungen gegen zu finanzieren sein.
Die Vertreter der Fördervereine, die in den zu fördernden Kultureinrichtungen auch Orchester haben tauschten sich – vor dem Hintergrund von Modellrechnungen in dem zweiten Metrum-Gutachten zum östlichen Landesteil - über Erfahrungen mit der Nutzung unterschiedlicher Wochentage für Abonnementskonzerte aus.
Herr Schröder bat in seiner Zusammenfassung des Gesprächs darum, dass sich die Fördervereine in die Diskussionsprozesse um die Einzelheiten der Reformpläne (weiter) aktiv einbringen sollten. Das Land möchte bis zum Jahresbeginn wesentliche Schritte weiter sein und im ersten Halbjahr 2015 Klarheit haben.
Die Vereine verabredeten anschließend, sich zu Jahresbeginn erneut zu treffen (auch wegen der Kontinuität des Austausches). Der Güstrower Verein will Gastgeber sein und wird einladen.
Am Rande bat das neue Vorstandsmitglied der MUTHEA Dr. Jungrichter alle Mitglieder der Landeskonferenz, sich einmal auf den Internetseiten der MUTHEA (www.muthea.de) umzusehen, sich über die Angebote dieser Bundesvereinigung zu informieren und über eine Mitgliedschaft nachzudenken (100 € Beitrag pro Jahr, Ermäßigungen sind möglich bei kleineren Vereinen), denn dort gibt es einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch deutschlandweit. Außerdem ist unbestritten, dass man in der Öffentlichkeit besser wahr- und ernst genommen wird, je mehr Mitglieder eine Vereinigung hat.
Dr. Michael Jungrichter
Theaterfreunde Schwerin e.V.