Ein Kommentar zum Ergebnis der Umfrage - vom Vorstandsmitglied der MUTHEA Renate Winkler
Nirgendwo ist die Theater- und Orchesterlandschaft so dicht wie gerade in Deutschland. Das hat historische Gründe und birgt Verpflichtung in sich. Zu Recht wurde sie im Jahr 2014 in die nationale Unesco-Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Länder und Gemeinden bestreiten einen sehr großen Anteil der Kulturförderung. Dabei wird Wert auf die Förderung der Hochkultur gelegt, aber nur ein kleiner Teil der Bevölkerung partizipiert davon. Kulturförderung ist zu etwa 40 % Angelegenheit der einzelnen Bundesländer. Gern werden in jedem Bundesland Prestige-Objekte in den Mittelpunkt gerückt. Das ist gut und richtig, denn viele von uns identifizieren sich mit diesen Leuchttürmen, sind stolz auf das Geschaffene und nehmen die kulturellen Ereignisse mit Freude wahr.
Aber berücksichtigen wir damit genügend die Veränderungen, die sich in der Bevölkerung vollziehen?
Es entstehen neue Rezeptionsgewohnheiten und neue kulturelle Vorlieben des Einzelnen. Das wird zuerst vor Ort wahrgenommen. Den Stadttheatern kommt dabei eine entscheidende Rolle zu, sich für weite Teile der Bevölkerung zu öffnen, neue Kräfte zu bündeln und flexible Organisationsformen zu finden, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.
Dazu brauchen die Mitarbeiter der kleineren Theater, die bis an ihre Grenze belastet werden, Planungssicherheit und eine durch Achtung und Anerkennung geprägte Wertschätzung. Das können die Kommunen allein nicht leisten.
Noch immer bringen gerade diese Mitarbeiter persönliche Opfer durch Haustarifverträge und die stete Bereitschaft eingesparte Kollegen zu ersetzen. Vor allem die Bundesländer sollten sich intensiv darum bemühen, diese Ungleichgewichte zu mildern.
Eine bessere finanzielle Ausstattung der Stadttheater bringt nicht nur für die Produzierenden, sondern auch für die Konsumierenden mehr Lebensqualität. Nur wer von Jugend an mit kulturellen Angeboten durch Theater und Orchester konfrontiert wird, bekommt einen persönlichen Bezug zur Theaterkultur und wird als Erwachsener in der Lage sein, die Hochkultur zu erleben.