Zu ihrem 30. Jubiläum bereiteten sich die Rostocker Theaterfreunde selbst das größte Geschenk. Sie luden MUTHEA, den Dachverband der deutschen Musik- und Theaterfördergesellschaften, zur Jahrestagung nach Rostock ein: Engagierte Theaterfreunde aus ganz Deutschland reisten an, um sich über ihre Erfahrungen während der Corona-Zeit und die zukünftige Arbeit ihrer Fördervereine auszutauschen – und natürlich, um dem gastgebenden Verein unter seiner 1. Vorsitzenden Dr. Doris Geiersberger herzlich zu gratulieren.
Eine kompetent besetzte Podiumsdiskussion in der Rostocker Hochschule für Musik bildete am Freitag den Auftakt eines umfangreichen Fachprogramms. Dr. Doris Geiersberger von den Rostocker Theaterfreunden moderierte die Diskussion mit Volkstheater-Intendant Ralph Reichel, Hochschulrektor Reinhard Schäfertöns, der jungen Sopranistin Anna Krasnoselskaya, Schauspieler Frank Buchwald und MUTHEA-Vorsitzende Katrin Lorbeer. Gemeinsam erörterte die Runde die Zukunft der Theater. Sie unterstrichen, welche Herausforderungen durch die Digitalisierung vor den Häusern liegen und diskutierten über die angespannte Finanzlage sowie den sich verändernden Bildungsauftrag der Theater. Im Mittelpunkt stand bei vielen Beiträgen die emotionale Bindung zum Publikum, die nur ein Stadttheater mit einem festen Ensemble und in Live-Aufführungen erzeugen kann. Dazu meinte Anna Krasnoselskaya: „Theater ist die Begegnung von Menschen auf der Bühne und die Begegnung der Menschen auf der Bühne mit dem Publikum. Und das passiert jetzt!“
In den Berichten und Fachvorträgen auf der Mitgliederversammlung am darauffolgenden Tag wurde deutlich, wie wichtig Vernetzungen in der Kulturszene sind. Um auf finanzielle und rechtliche Missstände hinzuweisen und ihre Rechte zu verbessern, haben sich freischaffende Opernsolisten zur Vereinigung krea[K]tiv zusammengeschlossen. Denn ohne die zusätzlich engagierten freischaffenden Künstler kommt kein festes Musiktheaterensemble aus, dennoch seien sie oft nicht abgesichert.
Jürgen Braasch, Kaufmännischer Geschäftsführer der Staatsoper Hannover, berichtete über die Aufgaben des Deutschen Bühnenverbandes, der unter anderem einen wertebasierten Verhaltenskodex verabschiedet hat. Künftig werde es verstärkt darum gehen, die Kommunen und Bundesländer als Träger der Theater mehr in die Verantwortung für ein faires Arbeitsumfeld zu nehmen.
Und schließlich präsentierte Eric Klausch vom Verein Poweron die Möglichkeiten digitaler Tools für die Vereinsarbeit. Sicher, kostensparend und effizient – auch ehrenamtlich engagierte Vereine müssen sich heute professionell aufstellen und fortbilden.
Eine Stadtführung, ein Intendantengespräch über den Rostocker Theaterneubau sowie der Vorstellungsbesuch von „Das Wunder von Mailand“ am Volkstheater rundeten das vielfältige Kulturprogramm ab.
Zum Abschluss sprach die MUTHEA-Vorsitzende Katrin Lorbeer die Einladung 2022 nach Paderborn aus und fasste als Resümee des Jahrestreffens in Rostock zusammen: „Dass MUTHEA in Corona-Zeiten sogar einen Mitgliederzuwachs verzeichnen konnte, unterstreicht die zunehmende Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements und dessen überregionaler Vernetzung.“